Medien in Österreich der bescheidene Wunsch eines Konsumenten
Aufgrund der Aktualität und Präsenz in unserer Gesellschaft heute mal ein ganz anderes Thema. Das ganze Land beschäftigt sich aktuell gerade damit, wieviel jemand in einem bestimmten Job ein einem öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen verdienen darf. In einer Zeit, in der die Medienlandschaft einem fundamentalen Wandel unterworfen ist und die Rolle der Medien in unserer Gesellschaft mehr denn je unter der Lupe liegt, stellt sich die Frage nach dem wahren Wert und der Funktion öffentlich-rechtlicher Medienanbieter. Angesichts der laufenden Debatten über Gehälter und Kostenoptimierung und der damit entfachten Neiddebatte vergessen viele schnell den eigentlichen Nutzen dieser Institutionen für die Demokratie.
Es ist geradezu so, als ob wir uns aktuell über eine sehr emotional geführte Diskussion ein wesentliches Fundament unserer Demokratie zerstören lassen. Die Medienlandschaft wird keinesfalls zu Unrecht als vierte Gewalt im Staat bezeichnet. Statt der Bezeichnung Gewalt würde mir ein anderer Begriff wie Fundament besser gefallen. So geht es doch um die Abbildung von Diversität, Pluralismus und Meinungsvielfalt unserer Gesellschaft mit dem hohen Anspruch unabhängig, neutral und aufklärend zu sein. Im täglichen Wettbewerb um Reichweite ist ganz viel von dem verloren gegangen. Die meisten Medienanbieter können gar nicht mehr anders. Sie agieren aktivistisch und nicht aufklärend, polarisierend statt pluralistisch und unruhestiftend statt unabhängig. Hohe Klickzahlen sind entscheidend für die Werbereichweite, der Qualitätsjournalismus wird geopfert. "Sie kämpfen für Themen, statt mit gleicher Leidenschaft für ihre Leser" schreibt Gabor Steingart in The Pioneer. "Das Geschäftsmodell basiert auf medial organisierter Erregung, nicht auf Erkenntnisgewinn". Es geht viel weniger um Nachrichten und deren Authentizität als um Emotionen und Aktionismus. „Bad News are good News" ist das seit langem praktiziierte Prinzip, das zwischenzeitlich darin gipfelt, dass man Probleme zuspitzen will, statt sie zu lösen, dass man Angst liefert, statt Aufklärung und das alles auf dem Boden des Nichtverstehens geopolitischer und ökonomischer Zusammenhänge schreibt Steingart. Das Wort Gewalt ist also nicht ganz unpassend, für das was täglich in noch nie dagewesener Stärke und Vielfalt zugespitzt auf die jeweilige Zielgruppe auf uns einwirkt. Precht und Welzer formulieren es in ihrem Buch die 4. Gewalt noch zugespitzter: Die Demokratie hat sich teilweise in eine „Mediodraktie“ transformiert. Medien versuchen nichtmehr Meinung zu verbreiten, sie versuchen sie zu bilden.
Umso wichtiger ist es, dass wir öffentlich-rechtliche Medienanbieter haben, die insbesondere nicht nur aus ihrem Selbstverständnis heraus als Medium, sondern auch aufgrund eines gesetzlichen Auftrags einen anderen Anspruch an Information, Wahrheit und Unabhängigkeit haben. Es ist schon klar, dass es bei diesen Themen keine Hundertprozentigkeit, keinen absoluten Anspruch geben kann, der allen gerecht werden kann. Unabhängigkeit ist immer eine Frage des Standpunktes. Auch öffentlich-rechtliche Anbieter sind Organisationen und Organisationen sind schon in ihrer Struktur nicht durchgängig unabhängig.
Es ist essenziell, dass wir die Bedeutung und den Wert öffentlich-rechtlicher Medien nicht aus den Augen verlieren. Sie sind ein fundamentaler Bestandteil unserer Gesellschaft, der es ermöglicht, informierte Bürger zu haben und eine offene, demokratische Diskussion zu führen. Gerade im Superwahljahr 2024 stellt Desinformation sicher einer der größten Bedrohungen unserer Demokratien dar. Gerade hier braucht es öffentlich-rechtliche Medien, die aufklären und den Unterschied zwischen Fake-News und „Wahren Meldungen“ hervorheben. Unsere Systeme stehen hier vor einer Beweisprobe. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Demokratien als Sieger im Kampf gegen die Desinformation hervorgehen können, wenn wir Medien mehr Vertrauen schenken.
Die aktuelle Debatte sollte daher nicht dazu führen, dass wir die Bedeutung dieser Institutionen herabwürdigen oder gar zerstören lassen. Vielmehr sollten wir ihre Rolle als vierte Gewalt im Staat wertschätzen und verteidigen, denn in dieser Aufgabe sind sie unerlässlich für den Schutz, die Bewahrung und die Förderung der demokratischen Grundwerte. Schon allein das Ziel, Information, Wahrheit und Unabhängigkeit bestmöglich zu verfolgen, das beste dafür zu tun, rechtfertigt öffentlich-rechtliche Medienanbieter und macht sie heute unentbehrlicher denn je. Das dürfen wir uns nicht zerstören lassen!